Texte
Die Verbindung ist ein (begrenztes) Wissen
Das Wissen ist die Verbindung (2. Strophe, Shiva Sutra)
von Nathalie Delay
Ein authentischer traditioneller spiritueller Weg ist ein Weg des Wissens, aber nicht im üblichen Sinn des Wortes. Wenn wir im Allgemeinen das Wort Wissen verwenden, dann, um den Vorgang unseres Geistes zu beschreiben, der immer scharfsinnigere Informationen zum Gegenstand seines Interesses sammeln will. Wenn wir auf diese Weise Wissen erlangen, ist unser Geist auf ein Ziel ausgerichtet, nämlich so viele informative Dinge wie möglich zu erfassen. Von da aus wird er Konzepte ausarbeiten können und Sicherheiten schaffen, das macht er nämlich besonders gern. Schliesslich ist das seine natürliche Aufgabe. Der Ärger ist nur, dass wir sehr an seinen konzeptionellen Ansichten hängen, sind sie einmal formuliert, lassen wir sie nicht verschwinden. Am Ende bilden sie nun eine Art komplexes Gewebe, das wie ein Filter funktioniert. Ohne dass wir uns dessen bewusst wären, schiebt sich der Filter mehr und mehr zwischen die rohe Wirklichkeit eines Ereignisses und unsere Wahrnehmung. Er macht unsere Sicht ärmer, denn er hat die Tendenz, sie auf Gerede zu reduzieren. Und weil unser Geist hyperaktiv ist, super darauf trainiert, von einem Konzept zum anderen, von ein Gewissheit zur anderen zu springen, wird das Gewebe an dem er unaufhörlich webt dichter und macht den Filter immer undurchsichtiger. Seine Macht, alles zu überlagern wird so gross, dass wir die meiste Zeit auf der oberflächlichen Ebene unseres Geredes über die Welt leben. Wir sind wie vom Wirklichen abgeschnitten; wir wissen einfach nicht mehr, wie man die Welt betrachtet, wir denken sie uns aus. Unser Blick wird grob, repetitiv, monoton, weil er von unserem Gerede überschwemmt wird. Deshalb sind wir zu einer fortwährenden Suche nach neuen Horizonten gezwungen. Die Tatsache, dass wir den Zugang zur Wirklichkeit verloren haben, bringt uns zu einem Zustand der Austrocknung, wo wir uns immer weniger lebendig fühlen. Wir glauben, dass mehr Kenntnisse und Entdeckungen das Gefühl ausgleichen können, dass uns etwas Fundamentales fehlt, um das Glück, am Leben zu sein auszukosten. Wir entfernen uns mehr und mehr von unserer Wahrheit und dem, was wir wirklich suchen, indem wir uns in einer äusseren Suche verlieren. Unsere natürliche Bewegung zur Glückseligkeit ist fehlgeleitet worden. Sie hat sich auf den Erwerb äusserlicher Objekte ausgerichtet, die uns an eine unaufhörliche, ja besessene Suche nach Neuigkeiten fesseln. Niemand hat uns beigebracht, in eine andere Richtung, nach innen zu gehen. Von Kindheit an zieht man uns immer weiter von unserer Wahrheit weg. Die vernünftigen Erwachsenen in unserem Umfeld verlangen von uns, tonnenweise Informationen hinunterzuschlucken und machen uns glauben, das sei die absolute Wirklichkeit. Der direkten Erfahrung, der Intuition, der Träumerei und der Langeweile schenken sie wenig Kredit und Raum. Ist ein Kind mit seiner Quelle verbunden, strahlend, still, in Verbindung mit dem Augenblick, zieht man es gewaltsam davon weg und sagt ihm, es träume. Es muss aktiv sein. Müssiggang – das ist nicht produktiv, das ist suspekt, denn der Müssiggang kann heimlich Räume öffnen, wo das Kind ahnen könnte, dass es vielleicht etwas anderes ist als der gesellschaftliche Traum, dem es dem Wunsch seiner ganzen Umgebung entsprechend folgen soll. Man muss also die Zeit mit Aktivitäten und Zerstreuungen ausfüllen, um nur ja keinen Raum leer oder Raum zum Atmen oder Freiheit zu lassen. Wenn das Kind heranwächst, schneidet es sich mehr und mehr von seinem natürlichen und direkten Kontakt zum Leben ab, um sich in eine Dynamik des Erwerbs von äusserlichen Gegenständen in Form von Wissen und Kompetenzen hineinzubegeben.
Auf einem spirituellen Weg korrespondiert das Wissen mit einem Moment des Innehaltens, wo man sich traut, nackt zu bleiben im Angesicht dessen, was da ist, ohne etwas anderes zu suchen. Man traut sich, die Augen zu öffnen, das zu hören, zu berühren und zu riechen, was da ist, in Reichweite, direkt vor Augen, an jedem Tag, in jedem Moment. Aber wir haben die Angewohnheit, das, was ausserhalb von uns liegt anzusteuern, genauso begeben wir uns mit einer gierigen Greifbewegung nach äusseren Gegenständen auf die spirituelle Suche. Man täuscht sich, wenn man sich einbildet, dass es auch hier darum geht, Informationen zu erwerben, damit man sich eine neue Ritterrüstung aus Konzepten bauen kann. Da sind wir wieder unseren Vorstellungen in die Falle gegangen. Diese werden unsere mystischen Erfahrungen dergestalt deformieren, dass sie unsere neuen Ideale für gültig erklären und so dazu beitragen, sie zu verfestigen. Schliesslich erfahren wir das, was wir wissen. Unsere Erfahrungen sind mehr und mehr gemacht, sie werden repetitiv und grob. Sie beginnen spontan und blitzschnell, aber unser Bedürfnis, sie zu greifen und zu lagern, hat ihnen ihre Frische gestohlen und sie damit zu bleichen Nachbildungen gemacht.
Das Wissen auf einem traditionellen und authentischen spirituellen Weg entspricht einer geduldigen und vertieften Erforschung, einer feinen Beobachtung, einer aufrichtigen und genauen Befragung all dessen, was ich zu wissen meine, um zu einem Wissen aus erster Hand zu gelangen. Es ist ein direktes und frisches Verständnis. Es lässt sich im Augenblick entdecken, denn es entspringt keinem Konzept. Um zu einem solchen Wissen, das in einem Zustand der Offenheit, der fortlaufenden Entdeckung bleibt zu gelangen, ist es notwendig, ohne Unterlass die Augenscheinlichkeiten zu untersuchen, alles, was man irrtümlicherweise für sicher hält, um die Wirklichkeit jenseits aller Kenntnis zu entdecken. Diese Übung muss man regelmässig, das ganze Leben lang machen, denn wir haben die massive Neigung, Konzepte zu bilden.
Wir können zum Beispiel beginnen, uns folgende Frage zu stellen: "Was ist mein Körper?" und versuchen, darauf ohne uns auf etwas zu beziehen, zu antworten. Denn wenn wir "mein Körper" sagen, wissen wir dann wirklich, was unser Körper jenseits der Vorstellung, die wir von ihm haben, ist? Unsere Vorstellung "Körper" hat sich in Empfindungen von Verdichtungen, Spannungen, Starrheit verkörpert. Diese unterschiedlichen Empfindungen sind klar lokalisiert und definiert. Sie verstärken und teilen den Glauben an einen Körper als getrennte, autonome Einheit, auf den sich mit Leichtigkeit die Idee aufpfropfen lässt, eine Person zu sein. Je mehr wir uns auf diese Empfindungen von Spannungen, Steifheit fokussieren, je mehr wir Geschichten aufrechterhalten, die diese zum Thema haben, umso intensiver wird die Identifikation. Denn das, was die Person mag, sind die begrenzten, lokalisierbaren Empfindungen, mit denen sie sich klar identifizieren kann. Mit einer genauen Empfindung fühlt man sich sicher, sie erlaubt es, den Betrug des Egos für gültig zu erklären, das meint als individuelle Einheit zu existieren. Aber wenn wir in einen direkten und absichtslosen Kontakt mit dem Gefühl treten, kann es sich fast endlos entfalten. Wenn wir es in uns leben lassen, ohne es persönlich zu erfassen, zu kommentieren oder zu beurteilen, wird es eine diffuse sich im Raum ausdehnende Masse. Es wird immer schwieriger, eine Empfindung, die ihren festen und starren Aspekt verliert, zu lokalisieren oder zu erfassen, mit dem Zweck, ihr eine Geschichte drauf zu kleben. Das Gerüst unserer persönlichen Identifikation, deren Stabilität durch erstarrte Gefühle garantiert ist, beginnt sein Gleichgewicht zu verlieren. Jede voll erlebte Empfindung ohne persönliche Beschlagnahme wirkt wie eine machtvolle Schockwelle, die es ins Schwanken bringt. Wir erfahren also sehr konkret, dass das, was wir für unseren Körper gehalten haben, viel ausgedehnter ist, als wir uns vorstellen. Wir entdecken ein für alle Male, dass unser Körper nur schwer zu lokalisieren ist. Man kann ihn nicht in einem gleichbleibenden Konzept zusammenfassen, denn er ist eine Ansammlung an Empfindungen in ständiger Bewegung. Eine erschauernder, vibrierender Einklang, der Ausdehnungen und Zusammenziehen kennt. Seine Intensität des Erschauerns kann sich bis zum Unendlichen ausdehnen, manchmal auf sehr subtile fast unmerkbare Weise, manchmal sehr intensiv. Es ist eine Symphonie, die sich von Augenblick zu Augenblick in Harmonie mit den unterschiedlichen Lebensströmungen, Wahrnehmungen und unterschiedlichen Kontakten erschafft. Dort ist die Wirklichkeit des Körpers, den wir weder in einem Konzept einsperren können, noch weiterhin als eine von der Umwelt getrennte Einheit definieren. Ein Körper, der keine unveränderlichen Dimensionen mehr hat, keine starre Begrenzung und der das Universum umfassen kann.
Wir können die Untersuchung mit unserem Geist weiterführen, um zu entdecken, worin der Gedankenverlauf besteht. Unsere erste Entdeckung ist der höllische Rhythmus der Gedanken, der hysterische Aspekt unseres Geistes. Nach dieser ersten Feststellung werden wir merken, dass die Gedanken unterschiedliche Eigenschaften haben. Es gibt diskursive und funktionale Gedanken. Die neuen Gedanken und die redundanten Gedanken, die erstere überlagern und in Endlosschlaufen wiedergekäut werden und Lärm machen. Die Gedanken, die zur Stille führen und keine Spuren hinterlassen und die Gedanken, die zu noch mehr Gedanken führen. In diesem Beobachtungsprozess findet eine Art Loslösung statt, und wir identifizieren uns immer weniger mit unseren Gedanken. Sie verlieren nach und nach die Macht uns zu beschränken. Wir fangen also an zu ahnen, dass wir nicht auf die Kakophonie unserer Gedanken reduziert sind, dass wir viel weiträumiger und stiller sind als diese Millionen von Gedanken, die beständig den ganzen Tag lang durch uns hindurchgehen. Und wir gelangen schliesslich zur blitzschnellen Einsicht, dass wir nicht unsere Gedanken sind, sondern die ruhige, ununterschiedene Quelle, in deren Mitte diese ganzen Gedankenbewegungen entspringen.
Die Aufmerksamkeit dem emotionalen Prozess gegenüber ist eine der wirksamsten Betrachtungen, um die egotistische Empfindung zum Einstürzen zu bringen. In einer total offenen Haltung, wo man kein Ziel mehr erreichen muss, es keine Absicht auch nur irgendetwas zu verändern gibt, kein Wille einzugreifen. Um eine Beobachtung zuzulassen, die so wenig persönlich gefärbt ist wie möglich. Das heisst, die Aufmerksamkeit ist nicht auf der Ebene der mit der Emotion verbundenen Geschichte angesiedelt. Es geht nicht darum, zu analysieren oder herauszufinden, warum eine Emotion hochkommt. Die Aufmerksamkeit verschiebt sich, um sich auf der sensorischen Ebene anzusiedeln, damit sie im Kontakt mit der reinen Bewegung, der von der Geschichte befreiten Emotion ist. So als ob diese Bewegung niemandem gehören würde. Denn um wirklich zu beobachten und durch das direkte Experiment zu verstehen, müssen wir mit der emotionalen Bewegung verschmelzen bis hin zum totalen Verschwinden als getrenntes Subjekt. Unsere Kenntnis der Emotionen ist begrenzt, denn sie verbleibt auf der Ebene der begrifflichen Analyse. Wir haben einen ganzen Wust an Theorien für jeden Typ von Emotion, der uns nicht dazu verhilft, sie auszuleben. Im Gegenteil, sie machen den emotionalen Schwung schwer und hemmen ihn und zwar so weit, dass sie ihn hindern, seinen natürlichen Kreislauf zu vollenden. Wir haben die schlechte Angewohnheit, unsere Emotion eher zu denken als zu leben. Damit entgeht uns auch ihre Wahrheit. Um ihre wahre Natur zu finden ist es nötig, sie in uns leben zu lassen ohne willentlich einzugreifen, um sie zu beruhigen, sie zu reduzieren, sie zu verwandeln oder zu transzendieren. Nach und nach wird uns die Einsicht, dass wir nicht auf unsere Emotionen reduziert sind, und dass wir uns deswegen nicht mehr verkrampfen müssen, ihren wahren Ausdruck freisetzen. Sie werden also wie eine schwungvolle Bewegung zu Tage treten, zu Beginn undifferenziert, eine Bewegung die erschauert und durch uns hindurchgeht ohne Spuren zu hinterlassen. Sie sind wie Wellen. Sie entstehen am Grunde des Meeres und kehren wieder dorthin zum Sterben zurück, um wieder zum ununterschiedenen Grund zu werden. Unsere Fähigkeit, uns mit einem Minimum an Widerstand durchdringen zu lassen führt uns direkt zur Empfindung im Hintergrund, zur Quelle, aus der alle Emotionen entstehen und sterben. Sie enthüllt uns unsere essentielle Wahrheit, nämlich das, was wir jenseits allen persönlichen Ausdrucks sind.
Anlässlich dieser geduldigen und genauen Erforschung, bei der wir die Gesamtheit dessen untersuchen, was wir sind, was durch uns hindurchgeht, werden wir nach und nach die Illusion auflösen, die uns in einem Traum gefangen hielt. Wir werden entdecken, dass wir all das, was wir zu sein glauben und mit dem wir uns vollkommen identifiziert haben nicht sind. Wir sind etwas viel Umfassenderes, Unbeschreibliches, nicht Objektivierbares, nicht Eindeutiges. Wir werden entdecken, dass unser natürlicher Zustand, Stille, Erschauern und Raum ist.
Das Wissen auf einem spirituellen, traditionellen und authentischen Weg ist tatsächlich das Wiedererkennen dessen, was da ist, vor unseren Augen seit Anbeginn, aber es war durch unser beschränktes Wissen verschleiert, durch unsere beschränkte Zeit- und Raumerfahrung, durch unsere beschränkte individuelle Erfahrung, durch unser Festhalten in der Beschränkung. Es handelt sich also um ein Wissen aus erster Hand, ein Wissen, das aus einem direkten Experiment hervorgegangen ist und einem Kontakt mit dem Realen, ohne konzeptionellen Filter. Das ist eine Bewegung der Rückkehr ins Herz unseres Seins, "ins Mark des Reellen", wie die tantrischen Meister sagen, um das zu entdecken, was man von Grund auf ist. Dafür müssen wir uns der unzähligen Geschichten gewahr werden, die wir hinsichtlich unserer Person, unseres Körpers, unserer Gefühle aufrechterhalten. Wir müssen unseren Bindungen ins Auge schauen.
Ein traditioneller Weg lädt uns dazu ein, die Hülle, die den Kern unseres Seins bedeckt, sich auflösen zu lassen. Sie führt uns zu einer Ärmlichkeit, wo wir es wagen, unseren Schutz und unsere Abwehr aufzugeben, um rückhaltlos und ohne Widerstand in den Fluss des Lebens eintauchen Das ist eine sehr authentische Gegenüberstellung mit uns selber, sind wir einmal mitten darin, können wir nicht mehr Theater spielen oder etwas anderes vorgeben als das, was da ist. Wir können uns weder verstecken noch fliehen, noch leugnen, was da ist.
Sobald wir wagen, klar zu schauen, wie ein Wissenschaftler, das heisst, die persönlichen Verwicklungen treten in den Hintergrund - denn Leidenschaft, wissen, entdecken, fühlen wie es geht, lässt diese Verwicklungen in den Hintergrund treten - sind wir von Entdeckerfreude ergriffen. Das ist so interessant, dass alle unsere persönlichen Kommentare, Urteile und Vorurteile, unsere ganzen Kommentare sich augenblicklich auflösen, um der Intensität des authentischen Kontakts mit dem was ist, Platz zu machen. Klar und authentisch zu sehen, wie wir im Alltagsleben funktionieren, ist so stark, so spannend, dass wir schnell nicht mehr widerstehen können. Unsere Aufmerksamkeit ist eher durch die Beobachtung gefesselt als durch die Geschichte und entdeckt dadurch den Reichtum des banalsten Augenblicks. Der Virus des Wirklichen hat uns angesteckt. Plötzlich beginnen wir, etwas weniger egotistisch zu sein, uns weniger mit unserer kleine Person zu befassen als vielmehr mit der Wirklichkeit des Ereignisses selbst, aufmerksam für die Vielfalt seiner Entwicklungen, den unglaublichen Reichtum seiner Modalitäten.
Es kann verwirrend und beunruhigend sein, traditionellen Unterweisungen zu begegnen, denn sie werden uns bitten, nirgendwo hinzugehen. Sie werden uns im Gegenteil vorschlagen, hier zu bleiben mit dem, was und wie es ist, ohne die Absicht oder den Willen es zu verwandeln oder entsprechend den Idealen oder Theorien zu vervollkommnen. Sie bitten uns, unsere ganzen beschränkten Kenntnisse aufzugeben, eher alles auszuleeren, als mit dem Aufhäufen fortzufahren. Sie laden uns ein, das Wagnis einzugehen in einem völligen "ich weiss nicht" zu bleiben und dabei nach und nach alle konzeptionellen Filter fallen zu lassen, die unseren Blick getrübt haben, bis er völlig durchscheinend und in vollkommener Einheit mit dem Wirklichen ist. Denn das wahre Wissen kann niemals gewusst, es kann nur gelebt werden. Das heisst, es bleibt niemand mehr, um zu behaupten "ich weiss etwas", "ich kenne etwas". Es bleibt nur noch die absolute Evidenz, das Wissen zu SEIN. Keine Spaltung mehr möglich. Wir leben ein ununterschiedenes Wissen, das die Gegensätze aufnimmt und die besonderen Kenntnisse einschliesst. Eine Kenntnis, die die Welt nicht mehr zerstückelt und uns an keinerlei besonderes Wissen bindet.
Nov. 2011
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von Raimar Ocken
Es gibt immer mal wieder Momente oder Phasen im Leben, in denen wir uns unwohl fühlen. Ich denke, dass das nicht schlimm ist, solange wir "Herr im eigenen Haus" bleiben, wir uns also den Symptomen oder negativen Gefühlen nicht unterwerfen. Wenn irgendetwas mit uns oder in uns macht, und wir nicht wissen, was es ist, dann sind wir auf der Opferseite. In solch einem Fall benötigen wir fachkundliche Hilfe.
Wohlsein wird stark von unserer Beziehung zu uns selbst und zu unserer Mitwelt (Umwelt) bestimmt. Kraftgebenden Freundschaften und verwandtschaftliche Beziehungen, ein positives Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, ein schönes Wohnumfeld, eine sinngebende Tätigkeit (zufriedenstellende Arbeit), positive Glaubenssätze u.a. sind Garanten dafür, dass es uns überwiegend gut geht.
Ich gehe davon aus, dass Krankseinmomente oder -phasen nicht ganz vermeidbar sind. Sie zeigen uns auf, dass wir von unserem Weg abgekommen sind. Wir haben gesündigt. Wir sind also angehalten, etwas Wesentliches in unserem Leben zu verändern. In der Regel sind wir es selbst, das verändert werden muss. Gelingt uns das, dann gelangen wir eines Tages an den Punkt, dass wir furchtlos das irdische Sein verlassen können. Ist es nicht ein schönes Bild, wenn wir uns Folgendes vorstellen?: Nun ist es an der Zeit, zu gehen. Es ist getan, was zu tun war, und genossen, was es zu genießen gab.
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von Reginald Ray, aus "Die Intelligenz des Körpers"
Mit deinem Körper verbunden bleiben während du meditierst,
ist der Schlüssel zu nährendem Praktizieren.
Während meines eigenen Praktizierens und meines Unterrichtens von Meditation in den letzten 35 Jahren haben mich viele Dinge überrascht, aber nichts so sehr, wie die wachsende und irgendwie beklommene Erkenntnis, dass einfach nur Meditation zu praktizieren nicht unbedingt Ergebnisse liefert. Viele von uns fanden, als wir zum ersten Mal dem Buddhismus begegneten, seine Einladung zu Freiheit und Erkenntnis durch Meditation außerordentlich verlockend. Wir sind mit einer Menge Enthusiasmus hinein gehüpft, arrangierten die Prioritäten unseres Lebens neu um unsere Meditation herum und gaben viel Zeit und Energie in das Praktizieren.
Manche, die sich mit Meditation auf so eine fokussierte Art beschäftigen, entdecken die Art von sich kontinuierlich entfaltender Transformation nach der sie suchen. Es ist wahr, dass wir eindeutig ein Gefühl von Erleichterung und Frieden finden, wenn wir täglich Meditation praktizieren. Sogar über eine Zeitspanne von ein bis zwei Jahren fühlen wir vielleicht, dass sich die Dinge bezüglich des Reduzierens von innerer Unruhe und Offenheit entwickeln und in eine positive Richtung bewegen. All das hat seinen Wert.
Aber wenn wir seit 20 oder 30 Jahren praktizieren - oder einfach nur seit ein paar Jahren - ist es nicht unüblich, wenn wir uns selbst dabei antreffen, an einem ganz anderen und viel beunruhigenderen Platz anzukommen. Wir fühlen vielleicht, dass wir irgendwo auf dem Weg die Spur davon verloren haben, was wir tun und dass die Dinge festgefahren sind. Wir stellen vielleicht fest, dass die gleichen alten gewohnten Muster uns nach wie vor packen. Dieselben Besorgnis erregenden Emotionen, dieselben zwischenmenschlichen Blockaden sowie grundsätzliche Verwirrung über das Leben, dieselbe unerfüllte und schmerzende spirituelle Sehnsucht, die uns ursprünglich zur Meditation geführt hat, kommt immer wieder hoch. War deine ursprüngliche Inspiration unvollkommen ? Ist da irgendetwas falsch mit den Praktiken oder den Traditionen, denen wir folgen ? Haben wir die Anleitungen falsch angewendet oder sind wir ihnen einfach nicht gewachsen ?
In einem frühen Theravade Meditationstext wird der Begriff "Erleuchtung mit deinem Körper berühren" benutzt, um das Erreichen der ultimativen spirituellen Erkenntnis zu beschreiben. Es ist interessant und ein bisschen verwirrend, dass wir eingeladen werden, Erkenntnis nicht zu sehen, sondern zu berühren - nicht mit unseren Gedanken oder unserem Geist/Verstand, sondern mit unserem Körper. Was kann das bloß bedeuten ? Auf welche Art kann vom Körper gedacht werden, dass er im Leben von Meditation solch eine zentrale Rolle spielt ? Diese Frage wird um so interessanter und verlockender in unserem gegenwärtigen Kontext, in dem so viele Menschen akut ihre eigene persönliche Entkörperlichung fühlen und sich selbst darin wieder finden, dass sie stark zu allen Arten von somatischen Praktiken und Therapien hingezogen werden.
Mein Gefühl ist, dass es unter den westlichen Praktizierenden des Buddhismus ein sehr reales Problem gibt. Wir versuchen, in einem entkörperlichten Zustand Meditation zu praktizieren und einem spirituellen Pfad zu folgen, und deshalb ist unser Praktizieren zum Scheitern verurteilt. Die meisten von uns und die meisten in der moderne Kultur sehen den Körper prinzipiell als ein Objekt unserer Ego-Agendas, der Esel für die Anstrengungen für unsere Ambitionen. Der Esel wird dünn sein, der Esel wird stark sein, der Esel wird ein großartiger Yoga-Praktizierender sein, der Esel wird jung aussehen und sich jung fühlen, der Esel wird achtzehn Stunden am Tag arbeiten, der Esel wird mir helfen, meine Bedürfnisse zu erfüllen und so weiter. Alles was nötig ist, ist die richtige Technik. Da gibt es keine Wahrnehmung dafür, dass mein Körper intelligenter sein könnte als "ich", als mein wertvolles Selbst, als mein bewusstes Ego.
Mit unserem Körper zu meditieren beinhaltet, durch eine Vielzahl von Praktiken zu lernen, wie wir vollständig in unserem Körper wohnen. Was wir dabei machen ist nicht wirklich eine Technik lernen und wir lernen nicht wirklich, wie wir etwas "tun" sollen - es ist eher, dass wir die zentrale Dauer und Domäne unseres Bewusstseins neu anpassen. So dass wir allmählich in einem Gewahr Sein ankommen, dass wirklich in unseren Körper ist anstatt in unseren Köpfen. Es ist nicht etwas, das du lernst zu tun, es ist eine Art zu lernen, anders zu sein. Nach der Tibetischen Lehre können wir unser Prana (Energie) schnell und kräftig zu einem bestimmten Ort in unserem Körper bringen, in dem wir visualisieren, dass wir dort hinein atmen. Wir können das tun, in dem wir uns vorstellen, dass wir den Atem von außen in unseren Körper bringen, zum Beispiel durch die Haut: oder wir können uns einfach vorstellen, dass wir direkt in eine Stelle hinein atmen, so wie in das Innere des Unterbauchs. Hier ist der zentrale Punkt: Wo auch immer unsere Aufmerksamkeit hingeht, geht das Prana hin, und das Prana trägt Gewahrsamkeit direkt zu diesem Punkt. In dem wir das Prana lenken, sind wir fähig, Gewahrsamkeit zu jedem Ort unseres Körpers zu bringen.
In Benommenheit hinein atmen... Wenn wir gebeten werden, unser Gewahr Sein in unserem Körper zu platzieren, fängt etwas anderes an zu passieren. Oft wenn wir anfangen diese Art von innerlicher Arbeit zu tun, können wir gar nichts fühlen. Manche von uns fühlen sich vielleicht sogar so, als hätten sie gar keinen Körper. Aber durch die Praktiken werden wir sozusagen fähig, im Dunkeln zu sehen. Wir fangen an, gewahr zu werden, dass an den Grenzen des Gewahr Seins eine größere Welt anfängt, sich zu entfalten. Die einzige Sache, die du im Tageslicht siehst, ist das, was du sehen willst; wenn du nachts die Lichter ausmachst, siehst du, was gesehen werden will, was eine ganz andere Sache ist. Es ist nicht etwas, auf das wir uns mit unserem gewohnten selbstbedienenden Bewusstsein fokussieren können, aber nichtsdestotrotz beginnt diese Information auf eine sehr subtile Art zu uns zu kommen. Wir entdecken, dass der Körper in Wirklichkeit auf eine bestimmte Art gesehen werden will. Dies ist eine ziemlich überraschende Entdeckung für viele von uns. Wir können uns nicht vorstellen, dass der Körper eine lebende Kraft sein könnte, eine Quelle von Intelligenz und Weisheit, sogar etwas, das wir als eine Absicht besitzend erfahren können. Wir können uns den Körper nicht als ein Subjekt vorstellen.
Wir fangen vielleicht mit der Abwesenheit des Gefühls von Benommenheit an, aber während wir fortfahren zu atmen, zeigen die Orte, an denen wir atmen, vielleicht Lebenszeichen und wir werden vielleicht einer schwachen Empfindung gewahr. Wenn wir fortfahren, in die verschiedenen Plätze in unserem Körper zu atmen, ist es sehr gut möglich, dass wir Blockaden und Unwohlsein entdecken. Menschen entdecken oft lebhafte Schmerzen oder Unwohlsein, die sie nur unterschwellig wahrgenommen haben oder derer sie sich überhaupt nicht bewusst waren. Sie realisieren vielleicht, dass sie sich die ganze Zeit fühlen, als würden sie sich übergeben. Sie fühlen vielleicht, dass sie in ihrem Unterbauch, in ihrem Hals oder in ihren Gelenken sehr sehr eng oder hart sind. Sie kommen dahin, dass sie merken, dass nichts wirklich fließt und dass es manche Orte gibt, die komplett dicht gemacht sind. Während sich manche Plätze sich sehr hart und gepanzert anfühlen, fühlen sich andere unglaublich verletzlich, ungeschützt, wackelig und schwach an. Eine Seite fühlt sich kürzer oder kleiner an als die andere. Eine Seite fühlt sich lebendig an, die andere tot. Alles ist aus dem Lot, nicht im Einklang, und wir sind mit allen Arten von Elend gefüllt. Wir wollen schreien oder rennen oder aus unserem Körper heraus hüpfen. Dieser erste Schritt beinhaltet, einen Körper kennen zu lernen, der in einer Menge Unwohlsein ist, der eine Menge Engegefühl und Schmerz hält. Wenn sich unser Gewahr Sein entwickelt, fangen wir an zu realisieren, dass unsere gewohnte - wenn auch unterbewusste - Antwort auf unser somatisches Elend ein unbewusstes oder kaum bewusstes Muster von Einfrieren ist. Wir halten uns an unserem lieb gewonnenen Leben fest, voller Angst und paranoid, unseren Körper und uns selbst anspannend, damit wir auf keinen Fall fühlen müssen.
An diesem Punkt wird der Praktizierende angeleitet, die Information von unangenehmer oder sogar schmerzhafter Spannung ohne Kommentar, Beurteilung oder Reaktion in sein oder ihr Gewahr Sein zu empfangen. Wenn wir das tun, fangen wir an zu bemerken, dass ein bestimmter Bereich von Spannung nach vorne kommt und sich uns mit einer speziellen Nachdrücklichkeit präsentiert. Er will ganz klar gekannt werden, über allen anderen möglichen Bereichen. Noch dazu kommt er mit einer sehr spezifischen Visitenkarte, einem bestimmten Portrait von Gefühl und Energie. Mehr als das, der Bereich der Spannung kommt als eine Einladung - es ruft nach Befreiung. Nun zuerst finden wir diesen Ruf vielleicht schmerzhaft und frustrierend, weil wir nicht sehen können, wie wir den Ruf beherzigen und wie wir auf ihn einwirken können. Es ist ja schließlich die Spannung des Körpers, oder ?
Wenn Menschen diese Körperarbeit sorgfältig und tief machen, werden, welche persönlichen Themen sie auch immer haben, diese somatisch auftauchen. Sie tauchen auf eine Art auf, die dem Zeitplan des Körpers gemäß ist, nicht dem unseres Ego-Bewusstseins. Es ist erstaunlich wie wortwörtlich das sein kann. Menschen, die Schwierigkeiten mit ihrem Selbstausdruck haben, fühlen an einem bestimmten Punkt vielleicht, dass sie gewürgt werden, weil sie fühlen, dass sich die Energie am Hals sammelt und dass sie unfähig sind, sich zu bewegen. Menschen, die sich ihrer Emotionen nicht bewusst sind, fühlen vielleicht ihr Herz wie in einem Schraubstock. Solche außergewöhnlich wörtlichen somatischen Erfahrungen können sehr schmerzhaft und schwierig sein. Es ist klar, warum Menschen sich betäuben, denn im Grunde genommen, wer will das fühlen ? Aber wenn wir verstehen, dass diese Arten von Entdeckungen ein Teil davon sind, unser Gleichgewicht, unsere Energie, unsere Heilung und eine ganzheitlichere Beziehung zu uns selbst wieder zu erlangen, dann ist es eine ganz andere Geschichte. Wir fangen an, Vertrauen in den Schmerz und in die Blockaden zu haben, in den/die wie hinein rennen, will wir Werkzeuge haben, von denen wir fühlen, dass sie etwas Hoffnung haben, uns hindurch zu leiten. Bei jeder Erfahrung bringen wir Gewahr Sein zu unserem Körper, fühlen die Blockade, finden die Einladung zur Befreiung, geben unser Halten auf und erfahren die Entspannung, das Gefühl von Nicht-Wissen und offenem Raum, das sich ergibt, wenn wir das tun.
In diesem Prozess lernen wir unseren Körper auf immer neue Arten kennen. Während wir fortfahren, fühlen wir uns fast so, als würde jeder einzelne Teil unseres Körpers sich wie eine Blume öffnen. Wir finden ein Gefühl von Vitalität und Leben und Energie in jedem Teil unseres Körpers. Wir beginnen zu realisieren, dass jeder Teil sein eigenes spezifisches und einzigartiges Gewahr-Sein-Profil hat, wenn du so willst, seine eigene Persönlichkeit, seine eigene lebende Wahrheit. Es hat seine eigenen Gründe für das Sein, seine eigene Beziehung zu dem Wir unseres bewussten Gewahr Seins und die ganze Zeit hat es seine eigenen Dinge zu kommunizieren. Mit jedem Teil des Körpers gibt es eine ähnliche ganze Welt, die sich öffnet und die für Entdeckung zugänglich ist, wenn wir anfangen, damit zu arbeiten. Mit jeder neuen Entdeckung, wächst tiefer, subtiler, mehr verbunden, offener und ausgedehnter, wer "wir" sind. Alles das entfaltet sich aus dieser ersten Erfahrung von Benommenheit heraus.
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Das Bewusstsein
von Daniel Odier
aus dem Französischen von Veronika Sellier
Das Bewusstsein ist die Stelle, wo sich alle unbewussten Kräfte, alle kosmischen Nervenleitungen und das Spiel der Konditionierungen offenbaren. Es errichtet, wie um sich dessen zu erwehren, ein moralisches Bewusstsein (im Deutschen: auch Gewissen) und ein Bewusstsein der Welt, das dreht sich um das Phantasiegebilde einer Ich-Einheit, die von der Gesamtheit getrennt ist. Das Bewusstsein wird durch einen Komplex von Faktoren bestimmt, die zu umfassend sind, um sie zu enträtseln. Das Ich ist die Schöpfung einer Vielfältigkeit, die jeder Analyse entgeht. Gibt es aber eine andere Möglichkeit, ein Bewusstsein zu entdecken, das nicht das Bewusstsein von etwas Besonderem ist, jedoch ein leeres, räumliches und strahlendes Bewusstsein, das alles umfasst, ohne es benennen zu müssen?
Die Praxis der Meditation, egal welcher Form oder Ausrichtung, kann uns dieses Bewusstsein offenbaren. Ähnlich dem Himmel enthält es alles, aber die einzelnen Objekte schweben wie Sterne.
Diese Wahrnehmung, in der derjenige, der wahrnimmt, eins mit dem Wahrgenommenen ist, wird Samadhi genannt (nicht-duale Ektase). Sie verursacht eine tiefe, essentielle und dauerhafte Freude.
Diese Freude lässt uns entdecken, dass dieser unendliche Raum in jedem Objekt, jedem Wesen, jedem Partikel der Materie zugegen ist. Man kann sagen, diese Wahrnehmung ist die Grundlage der Freude. Denn wie diese ist sie an kein besonderes Objekt mehr gebunden.
Man kann das mit einem Filmprojektor vergleichen. Es gibt den Film, die Bilder, die das Bewusstsein des Selbst, das moralische Bewusstsein und die Illusion des Egos darstellen. Dann gibt es das Licht ohne Form und Grenzen, doch es zeigt die Bildzeichen des Films und verleiht ihnen einen Anschein von Dauerhaftigkeit. Nimmt man den Film weg, dann bleiben nur noch Licht und das Weiss der Leinwand. Aber durch die Bilder hindurch gibt es auch Licht. Um das Licht des Films zu sehen, muss man das Licht kennen, bevor es den Formen Leben verleiht.
Praxis des Bewusstseins
Das Bewusstsein zeigt sich in Form der Präsenz, und die Präsenz lässt sich genau wie ein Musikinstrument üben: der Körper ist unser Musikinstrument, er kann sich auf die Welt einstimmen und spontan vibrieren, unter der Voraussetzung, dass man Achtsamkeit entwickelt. Um das zu tun, ist es besser, viele kleine kurze Übungen zu machen – fünfzehn bis zwanzig Sekunden lang – als eine längere Praxis. Versuchen wir, dreissig, vierzig oder fünfzig Mal am Tag tief mit einer Empfindung in Verbindung zu kommen: das Wasser, das auf unseren Körper rieselt, der Kontakt unserer nackten Füsse auf dem Boden, der Geruch und dann der Geschmack einer Tasse Tee, den Himmel beobachten, einen Vogel hören, in Augenkontakt mit einem Unbekannten treten. Nehmen Sie wirklich Verbindung auf, atmen Sie ein, indem Sie den Bauch entspannen, unterbrechen Sie bewusst nach fünfzehn oder zwanzig Sekunden den Kontakt und kehren Sie zum üblichen Modus zurück. Wählen Sie einige Minuten später ein anderes Objekt Ihrer Aufmerksamkeit und Präsenz.
Sie werden nach einigen Tagen Praxis entdecken, das Ihre Lust, auf der Welt zu sein, in dem Masse zunimmt, wie sich Ihre Aufmerksamkeit und Gewahrsein entwickeln.
Bald werden Sie die Freude entdecken. Diese Entdeckung wird Sie vom Warten auf ein aussergewöhnliches, Glück verheissendes Ereignis entwöhnen. Je mehr das Gewahrsein sich entwickelt, umso weniger hypnotisiert Sie die Hoffnung. Das, was da ist, in diesem Augenblick, vor Ihren Augen, beinhaltet alles, um Ihnen Freude zu bereiten.
Die einfache Tatsache, dass wir uns bewegen können, schmecken, riechen, hören, berühren, sehen ist ein Wunder, dessen Schönheit wir zu oft übersehen.
Nach einigen Wochen fordert der Körper selber mehr Gewahrsein von Ihnen. Er ist ein Instrument des Genusses und sobald er versteht, dass das Gewahrsein einen immensen Genuss bereitet, kehrt er von allein wieder dorthin zurück.
- Sie haben das Recht, voll und ganz zu leben!
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Anders leben (lernen) und nach den Sternen greifen
von Raimar Ocken
Visionen und Engagement sind die Elemente, die uns nach vorne bringen, nicht Verzagtheit und Hoffnung auf Gerettetwerden
Wagen wir einen Schritt in die Zukunft und malen wir uns ein Bild: Wie soll denn eigentlich unsere Welt von morgen, die heute begonnen hat, aussehen? Denken wir sie uns als Superlative und machen wir es uns dabei möglichst einfach, ohne dabei trügerischen Verblendungen, Illusionen und Lügen zum Opfer zu fallen. Schaffen wir uns Platz für unsere Träume und räumen gleich zu Anfang mit den größten Lügen auf: Chancengleichheit für alle, Wohlstand für alle, Wachstum ohne Ende ... Gut, wir wissen jetzt, dass es Unterschiede gibt. Klagen wir nicht! Wir gehen davon aus, dass es einen (energetischen) Ausgleich gibt. Dieser Ausgleich besagt, dass, wenn jemand auf der einen Seite ein Manko hat, er auf der anderen Seite (zum Ausgleich) auch eine Stärke besitzt. Entscheidend dabei ist, ob die Stärke begriffen (erkannt) und gewürdigt wird.
Seit über 25 Jahren arbeite ich therapeutisch mit Menschen, die den Erkrankungen des psychotischen Formenkreises zugeordnet werden. Um es einfach auszudrücken: Einige dieser Menschen haben es wirklich nicht leicht, in dieser Welt zu Recht zu kommen. Dumm ist häufig dabei allerdings, dass ihnen kaum ein Mensch, nicht einmal eine Fachkraft, sagt, dass sie sich selbst im Wege stehen, sich selbst das Leben so schwer machen. Einerseits merken diese Menschen, dass sie anders sind als andere, andererseits wollen sie aber so sein wie diese. Sie wollen nicht begreifen, dass sie a. deshalb krank sind, weil das Streben nach Normalität ihrer Andersartigkeit widerspricht und b. unsere gesellschaftliche Normalität eventuell auch krank ist, nur anders, und es sich eigentlich nicht lohnt, dorthin zu streben. Über dieses Streben nach Normalität wird vergessen, sich an seinen eigenen Schätzen zu erfreuen, diese der Welt zu präsentieren und sich zu erlauben, glücklich zu sein. Zum Glück haben es nicht alle vergessen, ansonsten hätten wir auf viele der großen Künstler verzichten müssen: Maler, Musiker, Tänzer, Schauspieler, Artisten, Baumeister, Heilkundige u.a.m.
Der erste Schritt in eine bessere Zukunft ist, die eigenen Schätze zu erkennen, zu würdigen und nach außen zu bringen. Gut. Und nun kommt eine Falle. Vor einiger Zeit wünschte sich eine Frau, die zu mir in die Therapie kommt, dass sie Glück in der Liebe haben möge, indem sie mit einem richtigen Mann, einem "Helden", zusammentreffe, der sie dann auf Händen trägt. Wir sprachen wiederholt über das Thema und formulierten Texte für Kontaktanzeigen. Nach einer gewissen Zeit offenbarte sie mir, dass ein paar tolle Männer reagiert hätten ... sie wolle aber doch lieber "einen Zwerg" (Formulierung von mir). Was lernen wir daraus? Wenn Sie sich etwas wünschen, dann fragen Sie sich vorher, ob Sie es auch aushalten, wenn Ihr Wunsch in Erfüllung geht.
Wir sind stark. Wir offenbaren unsere Visionen.
Die Zukunft hat schon begonnen und es gibt Menschen, die andere Ideale haben als der Mainstream und damit ein großartiges Leben führen. Grundlage dieser Großartigkeit ist, dass sie wissen, dass sie okay sind, obwohl sie nicht so denken und leben, wie es laut allgemeiner Lehrmeinung richtig ist. Diese Menschen wissen, dass die Lehren der so genannten Naturwissenschaften auch nur eine Art Wahrheit darstellen und nicht die. Des Weiteren ist ihnen klar, dass aus einer Synthese von so genannten Naturwissenschaften und Spiritualität noch keine Ganzheitlichkeit entsteht, weil das fehlende Element "Fraulichkeit" immer noch ausgeklammert bleibt.
Unsere Stärke liegt in der Synthese aus Geist und sinnlicher Wahrnehmung. Anders ausgedrückt: in einer psychischen Ausgeglichenheit. Erfahrung, Wahrnehmung, Fühlen und Denken stehen in konstruktiver Wechselwirkung zur Mitwelt. Es entsteht Bescheidenheit und Bewusstheit der eigenen Größe, Individualität und die Fähigkeit zur Gemeinsamkeit, Emotionalität, Sicherheit, Nähe, Vertrautheit, Respekt, Verehrung ... und eine tiefe Verbundenheit zur Mitwelt.
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